Welche Herausforderungen stellen sich euch als Kollektiv jetzt?

Der Handlungs- und Arbeitsschwerpunkt von LU’UM liegt im Erforschen von und Experimentieren mit Nutzungsmustern von Menschen in öffentlichen und halb-öffentlichen Räumen. Die zeitweisen drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Zuge von Covid-19 stellten uns vor die Herausforderung, unsere Arbeits- und Forschungspraxis neu zu denken. Auch unsere wöchentlichen Kollektiv-Treffen in der Werkstatt Gröninger Hof finden seit Anfang März digital statt.
Von dort an versuchten wir, physische Distanz durch digitale Räume zu überbrücken und uns gleichzeitig aktuellen Diskursen und Themen zu widmen. So organisierte LU’UM wöchentliche digitale Meetings, an denen sich Freund:innen und Kooperationspartner:innen aus Orten rund um den Globus beteiligten. Mit dem „Digital Temple“ schufen wir einen virtuellen Begegnungsraum für Überlegungen und Diskussionen hinsichtlich gesellschaftlicher und politischer Auswirkungen der Krise auf Arbeit, Persönlichkeit und den städtischen Raum.
Wird sich die innere Stadt durch die Krise verändern?
Krisen eröffnen Möglichkeitsräume, um bereits bestehende Entwicklungen und Ideen zu beschleunigen – wie z. B. die kurzfristig vorangetriebenen Bemühungen von Städten wie Köln oder Berlin, fahrradfreundlicher zu werden. An Pop-Up Radwegen und Geschwindigkeitsbegrenzungen wird deutlich, wie effizient und schnell Planungen umgesetzt werden könnten. Wir hoffen, dass diese Tendenzen sich auch in der Hamburger Innenstadt bemerkbar machen werden.
Vor allem für den stationären Einzelhandel, der seit Jahren mit rückläufigen Zahlen kämpft, ist unsicher, inwiefern eine Wiederbelebung oder eine Existenz mit den Einschränkungen einer Pandemie möglich sein wird. Die Entwicklungen werden sich stark auf den öffentlichen Raum auswirken, was bedeutet, dass es heute mehr als je zuvor Konzepte bedarf, die eine Nutzungsvielfalt jenseits des Shoppings in der Innenstadt ermöglichen und fördern, um diese lebendig zu halten.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft nach der Krise?
Wir wünschen uns, die Krise als Chance für Wandel wahrzunehmen und aktuellen Herausforderungen und Entwicklungstendenzen mit Mut zur gemeinsamen Veränderung zu begegnen. Anstelle einer gesellschaftlichen Vereinzelung und einer rein kommerziellen Aufenthaltsqualität in der Innenstadt wünschen wir uns eine größere Wertschätzung des öffentlichen Raums als Allgemeingut zur gemeinsamen Nutzung und Aneignung.
ÜBER LU’UM
Das offene Kollektiv LU’UM ist ein kreatives Netzwerk mit dem Ziel, den urbanen Raum herauszufordern, zu diskutieren, neu zu denken und zu gestalten. Die Mitglieder vereinen Perspektiven und Wissen aus den Bereichen Urbanismus, Architektur, Kulturwissenschaften und -produktion, Kunst, Design, Informatik und Handwerk. LU’UM arbeitet mit bestehenden Strukturen sowie mit temporären Bauten und nutzt diese als Plattform und Begegnungsstätte. Die interventionistischen Arbeiten im öffentlichen Raum, teils in Zusammenarbeit mit öffentlichen und privaten Institutionen, haben zum Ziel, Menschen zusammenzubringen und Austausch und Diskussion zu fördern.